Dieser Herbst!

Unbeirrbar, dieser Herbst! Und macht's wie immer:
Weckt die Farben auf, die unterm Blattgold schliefen,
zieht, mit der tief gestellten Sonne vereint, alle
Beleuchtungsregister: Wald, Gärten, Felder rückt er
in dieses Licht, das nur er kann – kein Frühling,
kein Sommer, Winter schon gar nicht. Nur er.

Und ich will es sehen, will schauen, nichts als Auge
will ich sein für das rot-orange-gelbgoldene Lodern,
den in Brand geratenen Ahorn, den hell angestrahlten
Tanz der Birken, die Glut der letzten Birnbaumblätter.
Will auch die Luft sehen, die so durchsichtig ist
wie sonst nie, will sie einatmen, als wäre sie rein.

Hören, was der Herbst sagt, will ich nicht. (Nein,
nicht wieder sein Memento...). Doch auf dem
Waödweg hat er mich schon überlistet: knistert
und raschelt unter meinen Schuhen, damit ich
ja nicht übersehe, was übrig bleibt von allem Glanz.

 

Zweisprachig in "Poems for Life" 2021